Die Gemeinde Allendorf hatte bis kurz vor dem zweiten Weltkrieg (1939-1945) rd. 1.600 Einwohner, die meist in der Landwirtschaft und im Handwerk tätig waren. Durch den Ausbau der beiden Munitionswerke ab 1938 erfuhr Allendorf einen enormen Zuwachs mit einer Belegschaftsstärke bis weit über 20.000 Beschäftigten, überwiegend Kriegsgefangene und Fremdarbeiter.

Im März 1945 wurde die Produktion eingestellt. Nach dem Ende des Krieges begannen die Demontagearbeiten. Die verlassenen Wohnbaracken wurden von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen, von Ausgebombten und Evakuierten bezogen. Für sie mussten Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden.
Es herrschten Hunger, Not und Verzweiflung. Mit dem Mangel an Lebensmitteln und Kleidung ging der Mangel an Kohle einher. Menschen froren im Winter 1946/1947, dem kältesten seit vielen Jahrzehnten und die Versorgungslage war lange kritisch.

In diesen Zeiten entstand der AWO Ortsverein Stadtallendorf.
Im Saal der Bahnhofswirtschaft in Allendorf gründeten 70 Frauen und Männer im November 1947 den Verein. Die Gründung geht auf die Initiative des aus Ostpreußen stammenden Ehepaares Krebs zurück.

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kümmerten sich um Evakuierte und Heimkehrer, Vertriebene und Flüchtlinge, Ältere und Einsame; um Menschen, die ihre Heimat und Familienangehörigen verloren hatten.
Sie nahmen die Arbeit auf, oft ganz allein auf sich gestellt, ohne staatliche Anweisung und selbst kaum mit dem Lebensnotwendigen versorgt. Und immer das Bewusstsein einer Mitverantwortung für Bedürftige und Schwächere vor Augen.

Die damalige Situation beschreibt Ruth Krebs, verstorbene Ehrenvorsitzende des AWO-Ortsvereins:

„Als wir hier begannen, gab es gar nichts“.

Unzählige Lastenausgleichsanträge wurden für die Betroffenen ausgefüllt. Der Verein war Mittler bei Behörden und Ämtern. Care-Pakete wurden mit dem Fahrrad aus Marburg geholt und verteilt. Gebrauchter Hausrat und Kleidung wurden zusammengetragen, Lebensmittel gehamstert.
Es gab keine vereinseigenen Räume. So spielte sich alles in den Wohnungen der Familien Krebs und Martin ab, wo in zwei Zimmern sowieso 5 bis 7 Familienmitglieder lebten.
Ruth Krebs hatte schon früh erkannt, dass allein die Sicherung der Grundbedürfnisse nicht ausreichten, um wieder einen Anfang zu bekommen. Die regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen, die gemeinschaftlichen treffen, Feiern und Feste wurden schon bald ein fester Bestandteil der AWO Vereinskultur.